Mittwoch, 18. Juni 2008

Moritz Beriche

ich empfehle euch, wenn ihr noch mehr wissen wollt, was so in puerto abgeht, die Berichte von meinem Kumpanen Moritz. er hat ziemlich ausfuehrlich geschrieben. rechts ist ein link auf seine seite --> moritz sein blog

Mittwoch, 11. Juni 2008

2.Unterstuetzerbericht

Halloele,
hier mein 2. Unterstuetzerbericht von Mitte Mai. Bald gibts auch neue Fotos.
Liebe Gruesse
Swantje


San Pedro, Lago Atitlán, Guatemala, 16. Mai 2008


Lieber Unterstützer, Verwandte, Freunde,

Die Zeit rast. Wenn mich die Leute fragen: Und, wie lange bleibst du noch?, werde ich immer ein bisschen unruhig, denn es sind jetzt nur noch knappe 4 Monate. 4 Monate, die auch noch wie im Fluge vergehen werden. Und immer wieder sieht und erlebt man was neues, sei es was neue Orte betrifft oder Kulturunterschiede.

Seit Dezember ist viel passiert. Ich habe an mehreren Konferenzen teilgenommen, hatte Besuch von meinen Eltern, einige Besprechungen wegen unseres Freiwilligendienstes hier und endlich hat auch die Arbeit richtig angefangen. Und während all dieser Ereignisse, so im Februar, hatte ich auf einmal das Gefühl: jetzt bin ich richtig angekommen, habe verstanden, wie die Dinge hier laufen.

Kulturunterschiede
Es wird immer viel über Kultur und deren Unterschiede geredet, doch was das konkret bedeutet, ist für einige vielleicht nur wage zu erahnen. Ich erfahre die Unterschiede hier täglich am eigenen Leibe; einige Kulturmerkmale übernimmt man, andere lassen einen verzweifeln, sind sie doch für unserer Denk- und Lebensart unverständlich.
Diese Unterschiede beginnen schon bei Kleinigkeiten, wie z.B. mit auf andere Leute zeigen. In Deutschland benutzt man dazu den Zeigefinger, hier den Mund, der wie beim Küssen nach vorne geschoben wird. Das kommt einem am Anfang ziemlich komisch vor und man fragt sich, was die Person eigentlich von einem will.
Auch die Essensgewohnheiten sind anders. Hier an der Costa isst man oftmals mit den Fingern und es gibt drei Mal am Tag warmes Essen, welches meist fettig ist, da so gut wie jedes Gericht mit reichlich Öl gekocht bzw. gebraten wird.
Insgesamt geht das ganze Leben hier ziemlich gemächlich voran, auch was das Arbeiten betrifft; feste Abmachungen sind z.B. schwer zu treffen, Besprechungen fangen oft mit einstündiger Verspätung an oder die Eingeladenen erscheinen überhaupt nicht. So ist es schwierig, irgendetwas zu organisieren, denn auf die meisten Leute ist einfach kein Verlass. Zudem fehlt oftmals die Kommunikation der Leute untereinander, Informationen werden nicht weitergeleitet und mitgeteilt. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Menschen hier wenig miteinander arbeiten, so wie wir das kennen., das betrifft z.B. das Verteilen von Aufgaben. Viele wollen hier alles alleine machen und nicht gemeinsam.
Ein weiteres Problem ist, dass die Leute hier nicht diskutieren und versuchen Kompromisse und Lösungsvorschläge zu finden, wenn es Konflikte gibt. Das Problem wird einfach totgeschwiegen und so getan, als wäre nichts, was jedoch zu Missorganisation und Unfrieden führt. In dieser Hinsicht muss noch ganz viel getan werden; was man jedoch bedenken muss ist, dass der Lebensstandard hier niedrig ist, es eben nicht alles im Überfluss gibt, und so es ziemlich menschlich ist, dass jeder erst mal auf sein eigenes Wohlbefinden schaut.
In meinem letzten Bericht habe ich ja schon erzählt, dass die Nicaraguaner ein sehr gastfreundliches und offenes Volk Fremden gegenüber sind. Schnell entwickelt sich ein Gespräch, auf der Straße oder im Laden; die Leute sind neugierig und wollen wissen, woher du kommst, was du hier machst und wie du Nicaragua findest. Doch richtige, tiefgründige Freundschaften zu schließen, ist sehr, sehr schwierig. Die Leute lassen nur bis zu einem bestimmten Punkt an sich ran, dann geht es erstmal nicht weiter. Es ist gerade andersrum als in Deutschland, wo man zunächst eher distanziert ist, doch sich mit der Zeit öffnet.


Englischunterricht
Zum einen aufgrund dieser Unterschiede was Organisation und Kommunikation betrifft ging die Planung des Englischunterrichts für die Jugendlichen von AJECIM (Jugendorganisation der Iglesia Morava) ziemlich langsam vonstatten. Zum anderen weil die Region nach dem Hurrikan im September ein bisschen wie gelähmt war und weil wir so gut wie keine Unterstützung seitens der Kirche bekommen haben. Doch im März hat der Unterricht endlich angefangen, nachdem wir seit Januar an dessen Organisation, Bekanntmachung und Vorbereitung beschäftigt waren. Ich gebe zwei Mal pro Woche Unterricht am Vormittag, jeweils zwei Stunden Montags und Donnerstags. Moritz gibt den Kurs am Nachmittag. Meine Schüler sind hauptsächlich Jugendliche der Kirche, ich habe aber auch eine ältere Dame in meinem Kurs und ein Mädchen von 12 Jahren; generell kann jeder mitmachen, der motiviert ist. Der Kurs kostet monatlich eine Gebühr von 30 Cordobas, was ca. 1,60 US$ entspricht. Dieses Geld verwenden wir für die Materialien, die wir benötigen, wie Marker für die Acryltafel und Kopien von Arbeits- und Vokabelblättern. Zudem ist dies eine Zusicherung seitens der Schüler, dass sie auch wirklich regelmäßig kommen. 30 Cordoba sind zwar nicht so viel, aber man kann sich immerhin 3 Cola oder 15 kleine Brote davon kaufen. So sind von meinen auf dem Papier knapp 20 Schülern regelmäßig so 10-15 anwesend; für die hiesigen Verhältnisse ist das nicht schlecht, denn Durchhaltevermögen, Sich-dahinter-klemmen und Lernwille ist für viele ein großes Fremdwort. An sich läuft der Unterricht gut, nur lernen meine Schüler sehr, sehr langsam. Einerseits weil die meisten weder Vokabeln lernen noch ihre Hausaufgaben machen, andererseits weil sie das System und die Logik der Sprache nicht erkennen (wobei: die meisten sprechen ja sogar zwei Sprachen: Spanisch und Miskitu). Daran sieht man deutlich den riesigen Unterschied des Bildungsniveaus zu Deutschland, wo man von Kind auf beigebracht bekommt, zu lernen und Dinge zu erfassen. Hier jedoch ist dieser Bereich noch total unterentwickelt, da fehlen die Mittel und gute ausgebildete Lehrkräfte. Schuld an der mangelnden Lernleistung ist zudem meiner Meinung nach, dass die Familien hier sehr groß sind und so jedes Kind nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es benötigt. Zudem wird hier überhaupt nicht gelesen bzw. vorgelesen; so eine wunderbare Lesekultur wie in Deutschland exisitiert nicht. Das einzige Buch, was wichtig ist und so gut wie jeder besitzt, ist die Bibel.

Abgesehen von dem Unterricht für die Jugendlichen von AJECIM hätten wir schon längst mit Englischunterricht im Gefängnis anfangen sollen. Problem diesmal war dasselbe wie schon genannt unter Kulturunterschiede: schlechte Organisation seitens des Pastors, der das initiiert, sowie Termine, die nicht eingehalten wurden. Mitte März war dann alles geregelt; wir hatten einen Vertrag, der endlich von allen, u.a. dem Richter und dem Polizeichef, unterschrieben war. Doch aufgrund von Unruhen in der Stadt konnten wir dann nicht anfangen, der Beginn wurde verschoben, mit der Begründung dass die Polizei in der Stadt gebraucht werde und für unsere Sicherheit keine zu Verfügung stände. Während dieser Protestaktionen kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei, das Rathaus wurde demoliert sowie die Straße Richtung Managua blockiert, sodass keine Fahrzeuge passieren konnten. Grund des Protestes war die Ankündigung der Regierung der RAAN (Autonome Region Nordatlantik) die kommenden Wahlen um ein Jahr zu verschieben, um die Arbeit betreffend der Hurrikanhilfe/spenden abzuschließen. Viele der Demonstranten waren jedoch nicht aufgrund dieser politischen Motive an den Aktionen beteiligt, sondern einfach betrunken und mit der Lust Randale zu machen. Die Unruhen haben sich mittlerweile gelegt, wann wir nun mit dem Unterricht beginnen ist noch nicht konkret geklärt, da immer wieder etwas dazwischen kommt; wohl aber Ende Mai, wenn ich aus meinem Urlaub wieder komme.

Einige meiner Arbeitszeit bin ich nun damit beschäftigt; den Englischunterricht zu geben und vor allem vorzubereiten, d.h. den Unterricht zu planen sowie Arbeits- und Vokabelblätter anzufertigen, was gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Als Hilfe haben wir nur ein paar Schulbücher aus Deutschland, ein Wörterbuch und unsere eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit.
Das Unterrichten macht mir Spass und meine Schüler sind froh, die Möglichkeit zu haben, Englisch zu lernen. Ab und zu mache ich auch Spiele oder bringe ihnen Lieder bei, wie My Bonny is over the ocean, was ziemlich gut ankommt. Denn gerade singen ist hier extrem gefragt. Egal wo du hinkommst, die Leute wollen immer, dass du ihnen was vorsingst.


Konferenzen und krisi siknis
Neben dem Englischunterricht besteht unsere Arbeit oder unser Friedensdienst darin, an den Konferenzen von AJECIM teilzunehmen. Im Dezember waren Moritz und ich mit in Puerto Lempira, Honduras, im Januar auf der großen Jahreskonferenz des Distriktes in der Gemeinde Wawa Bar und Ende April in Halover. Diese Konferenzen dauern mit Hin- und Rückweg zwischen 4 und 6 Tagen, wobei die Reise zum Konferenzort, wenn weit weg, meist ein ziemlicher Akt ist.

Nach Honduras sind wir insgesamt 12 Stunden in einem Jeep gefahren, zu 14. auf Ladefläche und vorne drinnen, über eine einzige Loch- und Modderstraße. An der Grenze haben wir in einem Panga (schmales, langes Holzboot) den Río Coco überquert.
Puerto Lempira liegt genau wie Puerto Cabezas an der Atlantikküste und wird ebenfalls zum größtenteil von den Miskitos bewohnt. So ist die Art des Lebens ähnlich, die Häuser sind aus Holz und auf Stelzen gebaut.
Das Thema der dortigen Konferenz war „AJECIM“, welches in Honduras erst seit kurzem existiert und wir „Nicas“ sollten hierbei mit Tipps und Ratschlägen unterstützen. Auch Moritz und ich mussten über unsere Zusammenarbeit mit AJECIM als Freiwillige berichten, was zu dem damaligen Zeitpunkt jedoch sehr schwierig war, hatten wir kaum begonnen zu arbeiten und uns einzuleben. Wir haben dann noch ein Gruppenspiel mit den Leuten gemacht, mit der schönen Nachricht, dass man versuchen sollte, Probleme gemeinsam zu lösen.
Ansonsten haben wir die meiste Zeit der Konferenz in der Kirche verbracht, was für uns ziemlich langweilig war, denn alles war auf miskitu. Morgens und Nachmittags wurde über AJECIM geredet, ein paar Gruppenspiele gemacht, jeden Abend fand Gottesdienst statt. Trotzdem hatten wir auch viel Spaß mit unserer Nica-Truppe und am Sonntag hatten wir sogar das Glück, gleich vier Hochzeiten miterleben zu dürfen, die dort in der Kirche gefeiert wurden. Das interessante: alle Hochzeitspaare waren schon in höherem Alter. Insgesamt ist das Hochzeit feiern eine ziemliche Zeremonie, mit etlichen Brautjungfern und Kavalieren, alle in weiß; nach der Trauung gab es Essen und Trinken auf dem Gelände der Kirche (was übrigens nie fehlen darf), mehr Stress jedoch als freudiges Feiern für das Brautpaar.

Die nächste Konferenz von AJECIM fand im Januar statt, in der paradiesischen Gemeinde Wawa Bar südlich von Puerto Cabezas gelegen und nur über Wasserweg zu erreichen. Nach 8-stündigem Warten am Bootsanlegesteg (die Organisation hier!) nahmen wir den Weg über die Lagune und mischten uns unter die mehr als 1000 Jugendlichen, die aus dem ganzen Distrikt zu dieser Jahresabschlusskonferenz gekommen waren.
Das Programm der Konferenzen wird immer vom Vorstand des Distriktes ausgearbeitet, um Unterkunft und Essensversorgung kümmert sich die Gemeinde. Meist wird jede Gruppe (z.B. eine Kongregation aus Puerto oder die Leute einer anderen Gemeinde) in einem Haus untergebracht, welches die dort lebende Familie zu Verfügung stellt. Moritz und ich jedoch haben im Haus des Onkels unseres Freundes gewohnt, wo ich mich wie zu Hause gefühlt habe. Das Essen auf der Konferenz ist ziemlich einfach, besteht aus Reis, Brot, Bohnen, Fleisch (Rind oder auch Schildkröte) oder Fisch in verschiedenen Zusammenstellungen und wird in riesigen Töpfen über dem Feuer gekocht. Problem dabei ist die Hygiene und dass kein Trinkwasser sondern unbehandeltes Brunnenwasser verwendet wird. So hatten Moritz und ich beide schon oft mit Magenproblemen zu kämpfen und auch schon Parasiten gehabt.
Der Tagesablauf an den Konferenzen ist meist derselbe: man beginnt morgens mit einem kleinen Gottesdienst, dann wird den Jugendlichen in Gruppen zu verschiedenen Themen Unterricht erteilt, Mittagessen und –pause, wieder Unterricht (an einem Nachmittag Sport), Abendessen und Gottesdienst. Für uns alles nicht so interessant, denn wie schon gesagt, ist alles auf miskitu und für uns nicht zu verstehen (ich verstehe und spreche zwar ein bisschen, aber nicht ausreichend), zudem sind die Themen sehr religiös.
Unsere Mithilfe bei dieser Konferenz bestand leider nur in der Gestaltung des Kinderprogramms an einem Nachmittag, sowie eines Gruppenspieles, welches wir mit den Leitern der jeweiligen Jugendgruppen der ganzen Region durchgeführt haben. Es hätte aber noch mehr Arbeitsmöglichkeiten für uns z.B. in Form von Vorträgen über sozial relevante Themen (Umwelt, Aids, Drogen, etc.) geben können, welche uns vorher nach mehrmaligem Fragen, wie wir mitwirken können, jedoch nicht aufgezeigt wurden. Diese schlechte Kommunikation gestaltet die Zusammenarbeit mit der Kirche als schwierig, was eben auch zu der schon genannten Verzögerung des Englischunterrichts geführt hat, weswegen wir diesen mehr oder weniger auf eigene Faust geregelt haben.
Aufgrund dessen und weiteren Schwierigkeiten in der Kooperation hatten wir im Anschluss an die Konferenz einige Besprechungen über den Freiwilligendienst hier, an deren Verbesserung wir stetig arbeiten.
Trotz wenig Gelegenheit der Mithilfe für uns und viel Gottesdienst verbrachten wir diese Konferenz in Wawa sehr schön, haben die Gemeinde mit Strand und Kokospalmen kennen gelernt, diese, die Kokosmilch (die übrigens klar und nicht weiß ist) zu genüge gekostet und uns mit den Jugendlichen ausgetauscht sowie ihnen einige Wörter deutsch beigebracht.
Ein Ereignis gab es bei der Konferenz, das uns ziemlich grübeln und ungläubig schauen ließ: krisi siknis. Diese „Verrückte Krankheit“ ist ein Phänomen, welches wohl öfter bei solchen Konferenzen auftritt und hauptsächlich junge Mädchen und Frauen betrifft. Diese verfallen dann in eine Art Wahn, schreien, schlagen wild um sich und versuchen wegzurennen. Dabei entwickeln die sie, „Befallenen“, eine solche Kraft, dass es mehrerer Männer benötigt um sie festzuhalten und zu zähmen, bis der Anfall nachlässt. Die Miskitus glauben, diese Wahnanfälle werden durch einen Hexer mit einem schwarzen Buch, der im Namen des Teufels dunkle Magie betreibt, ausgelöst. Während der Anfälle sprechen manche der Betroffenen über eben diesen Hexer und wie viele Leute insgesamt von der Krankheit befallen werden, dabei nennen sie teilweise deren Namen. Zur Heilung wird den Erkrankten eine Mischung aus Knoblauch, blauem Pulver und ein paar Kräutern auf Gesicht und Brustkorb aufgetragen. Am Ende der Konferenz hatte sich die ganze Situation dann wieder beruhigt und es wurden auch nicht siebzig Personen von der Krankheit befallen, wie die Betroffenen vorhergesagt hatten. Für mich war dieser ganze Spuk ziemlich unbegreiflich und ich weiß immer noch nicht genau, was ich davon halten soll. Ich bin nunmal in einer Welt aufgewachsen, in der die Vernunft über allem steht und es für alles eine logische und rationale Erklärung gibt. Das Volk der Miskitu ist jedoch sehr abergläubisch, glaubt an Sirenen (Frauen) in Gewässern, die Männer mit in die Tiefe ziehen, Dämonen und Geister von Toten, die nachts umherirren sowie Menschen, die sich in Affen verwandeln können. „Krisi siknis“ scheint also eine kulturell bedingte Erscheinung zu sein, so hat es auch die Direktorin der Preparatoria der lokalen Universität erklärt.

Bei unserer nächsten Konferenz Ende April in Halover trat dieses Phänomen nicht auf. Diese Konferenz war auch ein ziemlich kleine, mit nur gut 50 Teilnehmern, doch ein wunderbares Ereignis. Halover liegt noch ein Stück weiter südlich als Wawa Bar zwischen der Atlantikküste Nicaraguas und einer Lagune. Die Anreise im Panga dauerte sechs Stunden, bei praller Sonne über Lagune und Meer, doch der Ort und der Empfang ließ das vergessen. Bei Sonnenuntergang erreichten wir die Comunidad, wo uns eine Horde Kinder, Frauen und Männer freudig erwarteten und uns sogleich unser Gepäck zur Kirche, dem Ortszentrum, trugen. Zusammen mit fünf anderen Teilnehmern aus Puerto übernachteten wir in einem der typischen auf Stelzen gebauten Holzhäusern.
Der Ablauf der Konferenz war ähnlich dessen in Wawa, Unterricht und culto; wir hatten diesmal auch einen Vortrag vorbereitet, und zwar über Umwelt und deren Schutz, welcher hier nicht sehr groß geschrieben wird. Überall liegt Müll herum, sei es auf der Straße, auf Flüssen oder am Strand; leere Benzinkanister werden vom Boot aus einfach ins Meer geschmissen und somit gelangt Benzin, auch wenn nur in kleinen Mengen, in die Gewässer. Problematisch ist das insofern, dass frei rumlaufende Schweine diesen Müll fressen, sowie Fische und Krebse die sich zersetzenden Abfallstoffe und damit auch Bakterien aufnehmen, die zu Krankheiten bei den Menschen führen. Zudem wird das Grundwasser verschmutzt, welches von den meisten Leuten hier unbehandelt getrunken wird. Durchfallerkrankungen und Magenprobleme sind hier also keine Seltenheit, nicht nur nicht-daran-gewöhnte Ausländermägen sind davon betroffen. Unser Vortrag zum Thema wurde an sich gut aufgenommen, es wurde auch viel nachgefragt, doch mit dem Verlassen der Kirche (wo wir vorgetragen hatten), wohl direkt wieder aus dem Gehirn gestrichen. So hat z.B keine 10 Minuten später einer der Verantwortlichen von AJECIM wieder eine Plastiktüte einfach so auf die Erde geschmissen, was uns ziemlich wütend gemacht hat.
Während dieser Konferenz haben wir zudem einen Nachmittag mit ca. 50 Kindern der Comunidad einige Spiele gespielt, wie fangen, Katz und Maus sowie ein Sing- und Klatschspiel, was super viel Spaß gemacht hat. Ein Freund hat uns dabei beim übersetzen geholfen, denn die meisten Leute in den abgelegenen Gemeinden sprechen nur miskitu. Ich bin zwar dabei zu lernen und habe auch einige Fortschritte gemacht, kann mich mit den Kindern unterhalten, doch zum Spiele erklären reicht es leider noch nicht.
Zurück nach Puerto sollte es am Montag morgen um 3 Uhr gehen, schlussendlich starteten wir um 6 Uhr vom Strand aus, bei gutem Wellengang, der unseren leeren Mägen ein gewisses Unwohlsein bescherte. Proviant hatten wir keinen dabei, daran wird hier generell nie gedacht; nur Moritz und ich hatten eine Flasche Wasser.

Internationale Konferenz ID (Identität)
Eine weitere Konferenz fand Ende Dezember, Anfang Januar statt, keine gewöhnliche AJECIM-Konferenz jedoch, sondern die Internationale Konferenz ID, von der ich in meinem 1. Unterstützerbrief berichtet habe. Hierbei konnten wir abgesehen von der Vorbereitung leider nicht in der Form mitwirken, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben jedoch in der Küche mitgeholfen, an den Vorträgen teilgenommen sowie die Teilnehmer aus den USA, dem Kongo und Schweden begleitet und animiert sowie Erfahrungen ausgetauscht.

Kleinere Arbeiten
Ansonsten übernehme ich immer mal wieder kleinere Arbeiten, die im Büro von AJECIM anfallen, wie Einladungen schreiben oder bei der Vorbereitung der kirchlichen Volleyballliga helfen. Im Januar, nach den Gesprächen bezüglich des Freiwilligendienstes, haben Moritz und ich zudem die Organisation einer Brigade bestehend aus Jugendlichen von hier und US-Amerikanern maßgeblich unterstützt.

Besuch aus Deutschland
Zu Beginn der internationalen Konferenz Ende Dezember hatte ich noch das Glück, meine Eltern hier haben zu dürfen, welche Mitte Dezember gekommen waren, um mich zu besuchen. Eine Woche haben wir zusammen am Pazifik verbracht, die Städte Managua, Granada, Masaya angeschaut sowie einige schöne Tage auf der Insel mit den zwei Vulkanen – Ometepe - verbracht. Anschließend sind wir zusammen in meine neue „Heimat“ gefahren, wo wir gemeinsam bei der Pastorenfamilie meiner Kirchengemeinde gewohnt haben, wodurch meine Eltern einen ziemlich guten Einblick in das nicaraguanische Leben erhalten haben. Weihnachten und Silvester haben wir zusammen gefeiert; die Stimmung war jedoch ziemlich komisch, unweihnachtlich ohne Kälte und Plätzchen von Oma.

NicaNetz-Seminar und die Art des Reisens
Eine weiteres Mal bin ich im Februar an den Pazifik gereist. Grund diesmal war das NicaNetz-Seminar, welches 4 Tage lang in der Nähe von Managua stattfand. Doch statt zu fliegen bin ich dieses Mal zusammen mit Moritz per Bus gereist, was, trotz einer Distanz von nur 517 km, eine Fahrt von 20 Stunden bedeutete. Denn die Straße von Puerto nach Managua ist nicht geteert, besteht nur aus Sand, Staub und riesigen Löchern und die Busse, die eingesetzt werden, sind die ältesten Amischulbusse überhaupt und müssen teilweise alle 40 Minuten anhalten (wie bei mir auf dem Rückweg), um Kühlwasser nachzuschütten oder sonstige Reparaturen vorzunehmen. Auf dem Hinweg hatten wir zudem noch das Pech, das in Rosita gestreikt wurde, was uns eine Wartezeit von vier Stunden einbrachte (die Straße war blockiert), und in Siuna Langustenschmuggler überführt wurden, was uns weitere zwei Stunden kostete. Das Seminar und die weiteren Tage dort entschädigten jedoch für die stressige Anreise. Knapp 20 deutsche Freiwillige aus verschiedenen Orten Nicaraguas waren gekommen (wir aber waren die einzigen costeños – konnten unseren „Kollegen“ entsprechend viel berichten), um sich über Arbeit, Probleme und Erlebnisse auszutauschen sowie einige Vorträge anzuhören. Dabei musste ich feststellen, dass es mal wieder schön war, unter vielen seiner Landsleute zu sein, die das ein oder andere Unverständnis über Nicagewohnheiten teilen z.B. das Handy, Fernseher und Stereoanlage wichtiger sind als ein solides Haus mit vier Wänden, Trinkwasser (aufbereitetes Wasser) oder das Schulgeld der Kinder. Am Ende des Seminars hatten wir noch die Ehre in der deutschen Botschaft zu Gast sein zu dürfen, sowie ein deutsches Mittagessen mit Gesprächsrunde mit dem stellvertretenden Botschafter einzunehmen.

Die Costa und ihre „Autonomie“
Ein paar Tage des „Westurlaubs“ nutzten Moritz und ich noch dazu einen Abstecher nach San Juan del Sur zu machen, den Canyon von Somoto zu durchschwimmen, den Vulkan von Masaya zu besteigen sowie Exklusivitäten wie Pizza, gelber Käse und McDonalds zu genießen. Dinge, die es hier an der Atlantikküste gar nicht oder nur sehr teuer gibt. Grund dafür ist, dass die dem Namen nach autonome Region Nordatlantik, eigentlich ziemlich abhängig vom Rest des Landes ist und kaum eigene Fabriken und Industrie besitzt, sondern viele Sachen aus Managua importiert. Auch grundlegende Dinge wie Milch, Eier, Hühnchen und Tomaten werden aufwendig (man beachte die Straße und die Benzinpreise) vom Pazifik herbeigeschafft, was für mich ziemlich unverständlich ist, könnte man diese doch auch hier anbauen bzw. züchten. So ist die Milch hier jedoch doppelt so teuer als am Pazifik und von kaum jemanden zu bezahlen, die Hühnchenpreise steigen stetig. Dies ist ein Beispiel, welches zeigt, dass die Leute hier oft nicht mit- bzw. nach-vorne-denken.

Semana Santa
Einige schöne Tage verbrachten wir hier in Puerto im März während der Semana Santa, der Osterwoche zu der fast alle arbeitstechnisch frei haben. Wir bekamen zu diesem Anlass Besuch von ganz vielen cheles (Weißen), zwei Freiwilligen vom Pazifik plus Anhang sowie einem Freund von Moritz aus Deutschland. Während dieser Woche sind an einem Teil des Strandes Ess- und Bierstände aufgebaut, d.h. es gibt fiesta bis in die Nacht. Normalerweise ist das oder nur nachts am Strand spazieren gehen nicht möglich aufgrund herumlungernder Diebe.
Sturz
Ein nicht so schönes Ereignis ist mir vor zwei Wochen passiert. Ich bin am Abend mit dem Fahrrad nach Hause gefahren, es war schon dunkel, und habe wohl ein Loch in der nichtasphaltierenden sondern nur aus Staub bestehenden Straße übersehen, sodass ich gestürzt und direkt aufs Gesicht gefallen bin. Ich bin danach wohl mit meinem Fahrrad nach Hause gefahren, kann mich aber nicht erinnern, denn bei dem Sturz habe ich ein ca. 5-stündiges Blackout erlitten. Moritz hat mich dann ins Krankenhaus gebracht hat, in dem ich die Nacht verbracht habe. Die anschließenden Tage habe ich zuhause im Bett verbracht, um mich zu erholen. Untersuchungen wurden im Krankenhaus in Puerto nicht durchgeführt; mir wurde nur ein Termin für Juni bei irgendeinem Spezialisten gegeben, was natürlich viel zu spät ist. So bin ich nun letzte Woche nach Managua ins Krankenhaus „geflogen“ und mich durchchecken zu lassen. Bei dem Sturz habe ich wohl eine Gehirnerschütterung erlitten, es ist jetzt aber alles in Ordnung.
Ja, ich bin geflogen und zwar im Flugzeug der Spezialkräfte der Armee, welches einmal pro Woche von Managua nach Puerto und zurück fliegt, und dabei auf dem Rückweg immer Passagiere mitnimmt. Man muss nur Beziehungen haben, um so ein Flugticket bzw. die Erlaubnis mitfliegen zu dürfen, was normalerweise 500 Cordoba (=26 US$) kostet, zu ergattern. Tollerweise habe ich mit Hilfe unseres Nachbarn, der bei der Regierung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit arbeitet, innerhalb von 2 Stunden diese Erlaubnis beim gobernador der RAAN beantragen und vom Coronel der Spezialkräfte bestätigen lassen können. So sind Moritz und ich am folgenden Tag geflogen und haben den Flug sogar noch umsonst bekommen, wir als „liebe Brüder und Freiwillige aus Deutschland“.

Ausblick
Nachdem ich im Krankenhaus in Managua war, bin ich zu einer Freundin, ebenso deutsche Freiwillige, nach Matagalpa gefahren, wo ich knapp vier Tage verbracht habe. Anschließend habe ich den Bus nach Guatemala genommen, wo ich kurze 12 Tage meines Urlaubes verbringen werde.
Im Moment bin ich am Lago Atitlán, von wo aus ich über Antigua nach Tikal reisen werde, um die alten Mayastätten zu besichtigen.
Danach, zurück an der Costa, geht mein Dienst dann auch schon langsam dem Ende entgegen. Was noch ansteht ist eine Reise nach Musawas im Juli, eine abgelegene Gemeinde im Zentrum Nicaraguas, die wir für zwei Wochen besuchen werden. Darüber werde ich dann aber ausführlich in meinem letzten Unterstützerbrief berichten.

Ansonsten werde ich aber auch weiterhin Neuigkeiten auf meinem Blog http://swanny-in-bilwi.blogspot.com/ hinterlassen sowie Fotos online stellen.
Über Post, ob elektronisch oder auf dem alten Wege, freue mich immer.

Zum Schluss möchte ich Euch allen nochmal von Herzen danken, dass ihr mir mit Eurer Unterstützung dieses Jahr hier in Nicaragua ermöglicht. Während der bisher verstrichenen Zeit habe ich gemerkt, wie wichtig so ein kultureller Austausch ist, für die Menschen in Puerto, inbesondere die Jugendlichen mit denen wir zu tun haben, sowie für mich selber. Oftmals haben die Leute hier noch nie mit einem Ausländer gesprochen, kennen nur ihre eigene kleine Welt. So ist der Austausch und die Kommunikation ein wichtiger Teil unseres Dienstes hier, der ja nicht umsonst Friedensdienst heißt. Durch Gespräche erklärt man Dinge, die bei uns anders laufen (ob besser oder schlechter), klärt und lässt sich erklären eventuelle Voruteile oder falsche Vorstellungen (z.B. das Deutschland bei den USA liegt). Ob das Frieden schafft? Meiner Meinung nach ja, es trägt auf jeden Fall einen Teil dazu bei, denn Frieden bedeutet auch Verständnis der Völker und Menschen zwischeneinander, Toleranz, Offenheit und Geduld.

Liebe Grüße
Swantje

Montag, 14. April 2008

ENGLISCH-UNTERRICHT

Endlich hat unsere Freiwilligenarbeit hier in Puerto so richtig angefangen. Seit Januar waren wir schon mit der Organisation, Bekanntmachung und Vorbereitung des Englischunterrichts beschäftigt, nun geben wir seit drei Wochen zwei Mal pro Woche Unterricht, ich vormittags, Moritz nachmittags. Unsere Schüler sind hauptsächlich Jugendliche von AJECIM, der Jugendorganisation der Iglesia Morava, ich habe aber auch eine ältere Dame in meinem Kurs; mitmachen kann jeder, der motiviert ist. Bisher läuft der Unterricht sehr gut und von meinen knapp 20 Schülern sind meistens so 15 da, was nicht schlecht ist für die hiesigen Verhältnisse, wo für viele Durchhaltevermögen und Sich-dahinter-klemmen ein Fremdwort ist.
Hauptsächlich sind wir nun damit beschäftigt, denn die Vorbereitung des Unterrichts nimmt einige Zeit in Anspruch, als Hilfe haben wir nur einige Schulbücher aus Deutschland.
Eigentlich sollten wir zudem schon begonnen haben, im Gefängnis Englischunterricht zu erteilen, doch aufgrund von Protestaktionen in der Stadt wurde dieser verschoben, mit der Begründung, dass die Polizei dort gebraucht wird und für unsere Sicherheit keine zu Verfügung stände. Im Moment hat sich die Lage wieder beruhigt, doch letzte Woche kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Stadt, das Rathaus wurde demoliert und die Straße Richtung Managua blockiert, sodass keine Fahrzeuge passieren konnten. Grund des Protestes war die Ankündigung der Regierung der RAAN (Autonome Region Nordatlantik) die kommenden Wahlen um ein Jahr zu verschieben, um die Hurrikanhilfe/spenden abzuschließen. Viele waren jedoch nicht aufgrund dieser politischen Motive an den Aktionen beteiligt, sondern einfach betrunken und der Lust Randale zu machen.

Donnerstag, 13. März 2008

POST

Ich habe vor kurzem mal Post bekommen, worüber ich mich riesig gefreut habe. Diese sollte eigentlich bei der Junta Provincial, wo ich hauptsächlich arbeite, ankommen, denn wir haben keinen Briefkasten, wie niemand hier. Erstens weil normalerweise bei den meisten immer jemand im Haus ist, und zweitens weil die Post sonst geklaut werden würde (uns wurde so gut wie alles, was lose im Hof bei unserem Haus rumliegt geklaut: Lampe, eine wunderbare Stange Eisen – Reckstange-, sowie eine Wäscheleine). Aber manchmal kommt es vor, dass man seine Briefe einfach auf der Straße in die Hand gedrückt bekommt, denn Puerto ist klein und übersichtlich und als so gut wie einzige Weiße hier, kennt einen der Postbote (und nicht nur der). Anm.: Seit gut einem oder zwei Monaten ist es jedoch so, dass viele Amerikaner hier sind, Doktoren, Missionare.

Montag, 10. März 2008

AJECIM-Konferenz in Honduras

Mitte Dezember fand eine AJECIM-Konferenz in Puerto Lempira, an der Atlantikküste Honduras gelegen, statt; auch dort lebt das Miskitu-Volk mit ihr Art Häuser zu bauen, ihrer Sprache, ihrer Volkskirche, der Iglesia Morava. So war der Ort nicht groß verschieden von Puerto, wie man auch auf den Fotos sehen kann, ein bisschen kleiner und sauberer. Als wir dort ankamen, hatten wir mal wieder eine ziemlich anstrengende 12-stündige Fahrt hinter uns; von Puerto nach Waspám war ok, dann mit dem Panga über den Río Coco, anschließend folgte eine einzige Loch und Modderstraße – mit 14 Personen auf einem “camioneta” (Jeep mit Ladefläche); jaa..so reist man in Nicaragua; Autos und Sprit sind teuer.
Zu der Konferenz wurden “wir Nicas” eingeladen, um die erst seit kurzem in Honduras existierende Jugendorganisation mit Tipps und Ratschlägen zu unterstützen; mir kam das jedoch so vor, als erwarteten sie ein Wunderrezept für den Aufbau von AJECIM. Auch Moritz und ich mussten über unsere Mitarbeit als Freiwillige berichten, was recht schwierig war, hatten wir bis dahin doch noch nicht so viel gemacht und die Strukturen auch noch nicht so richtig durchblickt. Das Spiel, das wir mit den Leuten gemacht haben (das Verknotungsspiel-kennt ihr bestimmt-alle stehen im Kreis, schließen die Augen, gehen in die Mitte und fassen zwei beliebige Hände. Es bilden sich knoten, die gelöst werden müssen.), kam aber ganz gut an; haben dazu noch eine schöne Parallele gezogen, wie man soziale Probleme lösen sollte; nämlich so wie den Knoten: gemeinsam. Die restliche Zeit bei der Konferenz haben wir fast ausschließlich in der Kirche verbracht, was für uns sehr langweilig war, denn alles auf miskitu. Morgens und Nachmittags wurde über AJECIM geredet: Aufbau, Organisation, der Vorstand wurde gewählt, etc, dinámicas gemacht (Gruppenspiele),... Jeden Abend fand ein Gottesdienst statt. Trotzdessen hatten wir viel Spaß mit unserer Nica-Truppe und am Sonntag hatten wir sogar das Glück, gleich vier Hochzeiten miterleben zu dürfen, die dort in der Kirche gefeiert wurden. Das interessante: alle Hochzeitspaare waren schon in höherem Alter. Insgesamt ist das Hochzeit feiern eine ziemliche Zeremonie, mit etlichen Brautjungfern und Kavalieren, alle in weiß; nach der Trauung gab es Essen und Trinken auf dem Gelände der Kirche (was übrigens nie fehlen darf), mehr Stress, als freudiges Feiern für das Brautpaar.
Übernachtet habe ich übrigens mit drei anderen Mädels aus Puerto bei einer Familie, deren Tochter mir sogar ihr Bett abgetreten hat und als ich nichts feierliches für die Hochzeit zum anziehen hatte, ein Rock mit passendem Oberteil ausgeliehen und dann hinterher geschenkt hat. Wir wurden als “Ehrengäste” aus Nicaragua super zuvorkommend behandelt (was mir manchmal schon unangenehm war); es ist diese Gastfreundlichkeit, die mich immer wieder staunen lässt (– sowas kann man natürlich nie verallgemeinern, es gibt immer solche und solche Leute, aber ich kenne einige die, obwohl sie selbst nicht viel haben, immer teilen und abgeben -).

Freitag, 29. Februar 2008

neue bilder

sind online in meiner galeria pública bei picasa

Pazifikluft schnuppern

Gute 2 Wochen war ich nun am Pazifik, auf “Westurlaub”, wie Moritz und ich das so schön formuliert haben, denn dort gibt es einige wunderbare Sachen, die man an der Costa manchmal vermisst, wie Pizza, gelber (billiger) Käse, McDonald, nur spanischsprechende Leute, hektisches Stadtleben.. Die Zeit bis zum Seminar haben wir u.a. genutzt um den Vulkan von Masaya zu besteigen, einen Toaster zu kaufen!! (DER Kauf des Jahres!!) und den Canyon von Somoto zu durchschwimmen...und einfach mal abzuschalten.

Das NicaNetz-Seminar begann dann am Samstag, in einem dafür gemieteten Haus 25 min nördlich von Managua -El Crucero, für den, der es auf der Karte nachschauen will- und endete am Dienstag mit einem Besuch in der deutschen Botschaft in Managua, wo wir mit Kartoffelsalat und Leberkääs verköstigt wurden und mit dem Stellvertreter des deutschen Botschafters Informationsaustausch über die Aufgaben etc der Botschaft, Entwicklungspolitik, betrieben. Kleine Deutschlandflaggen bekamen wir sogar auch noch geschenkt – für die EM? Die gemeinsame Zeit auf dem Seminar, das von zwei derzeitigen Freiwilligen hier organisiert wurde, verbrachten wir überwiegend mit Erfahrungsaustausch zu Arbeit (oder Nicht-Arbeit), Einsatzort und Leben; hatten Referenten vom DED (Deutschen EntwicklungsDienst) und von einer Frauenorganisation da; und genossen das Bier Nicaraguas –Flor de Caña (Rum)-. Das Seminar war eine super Sache, mal wieder unter den “Seinigen” zu sein und man hat festgestellt, dass man mit vielen Problemen nicht alleine dasteht, was z.B. die schleppend oder gar nicht laufende Arbeit angeht oder das Unverständnis über manche Lebensgewohnheiten; dazu gehört u.a. das die Prioritäten was materielle Dinge betrifft im Vergleich zu Deutschland total verschoben sind. Hier hat z.B. Fernseher und Handy vorrang vor einem soliden Haus mit vier Wänden, für mich schwer begreiflich.

Nach dem Treffen war ich noch kurz in San Juan del Sur, am Montag bin ich alleine zurück nach Puerto -Moritz erwartet einen Freund aus Deutschland in Managua- diesmal dauerte die Fahrt 22 Stunden. Der Bus war ohne Witz der aller älteste ganz Nicaraguas, andauernd (im Durchschnitt alle 30-40 min) musste Kühlwasser nachgeschüttet oder irgendwas repariert werden. Da fragt man sich: warum nimmt man den Bus nicht vorher mal in Augenschein? Bin also ziemlich müde am Dienstag Mittag heimgekommen; in unser Haus hatten sich nach der längeren unbewohneten Zeit wieder einige Kakerlaken eingenistet, die Ratte hat Gewürzdosen umgeschmissen, aber die Ameisen sind Gott sei Dank draußen geblieben. Hört sich jetzt vielleicht alles ecklig?! Man lernt hier immer gut sauber zu machen, Geschirr immer abzuspülen..und man gewöhnt sich an allerlei – bloß an meine Freundin die Ratte nicht; die verursachte bei mir schon Kreischattacken- sehr zur Freude von Moritz.

Bald mehr, Rückblick Honduras-Konferenz

Liebe Grüße