Montag, 24. Dezember 2007

1. Unterstuetzerbrief

Frohe Weihnachten wuensche ich euch allen, auch wenn mir hier nicht wirklich danach ist, und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!

Damit ihr ueber die freien Tage was zu tun habt, habe ich meinen 1. Unterstuetzerbrief angehangt, eine Zusammenfassung meiner bisherigen Zeit hier.


Puerto Cabezas/Bilwi, 2. Dezember 2007

Lieber Unterstützer, Verwandte, Freunde,

Freiwilligendienst in Nicaragua, antwortete ich immer, wenn ich gefragt wurde, was ich nach dem Abi machen werde, in Puerto Cabezas, an der Atlantikküste Nicaraguas. Aber wer kennt schon Nicaragua? Kaum jemand; ich ja auch nicht; und wirklich vorstellen, wie es sein wird, konnte ich mir nicht. Nun bin ich schon drei Monate in dem fernen, unbekannten Land; Monate, die wie im Fluge vergingen, prasseln doch so viele neue Eindrücke auf einen ein; Monate, die man braucht, um sich einzuleben.
Vieles ist anders, gewöhnungsbedürftig, aber auch schön zu erfahren, wie die Welt und die Menschen noch sein können.

Startschuss im August
Mein Friedensdienst startete am 25. August mitten in der Nacht mit der Fahrt zum Frankfurter Flughafen, von wo aus Moritz, mein Mitfreiwilliger, und ich Richtung Lateinamerika aufbrachen. Die Abschied fiel mir relativ leicht, überwiegte doch die Vorfreude auf das „Neue“ und „Unbekannte“, außerdem: ich wollte einfach mal raus aus Deutschland, was anderes sehen, erleben, meinen Horizont erweitern, was sinnvolles tun.
Bis ich jedoch meinen eigentlichen Einsatzort erreichen sollte, verging noch ein guter Monat. Die Reise an sich nach Nicaragua war ziemlich anstrengend: zunächst ging’s nach Amsterdam, dort 5 Stunden Aufenthalt, 12 Stunden Flug nach Miami, ewiges Warten an der Passkontrolle mit indiskreten Fragen und Fingerabdrucknahme der Amis, 2 Stunden Flug nach San José, wo wir abends Ortszeit, nach knapp 30 Stunden „Unterwegssein“ ankamen. Nach einer kurzen Nacht in Costa Rica ging’s weiter mit dem Bus nach Managua, die Hauptstadt Nicaraguas; weitere 10 Stunden Fahrt mit zwischenzeitlichem Warten an der Grenze; am Terminal in Managua erwarteten uns unsere Vorgängerinnen Lisa und Johanna. Gemeinsam ging’s in eine Hospedaje und zum ersten Mal nicaraguanisches Essen kosten; dabei berichteten uns die beiden von ihrer Zeit in Puerto Cabezas, der Arbeit, etc. Am nächsten Tag verließen uns die beiden schon in Richtung Deutschland; wir blieben mit einem unwohlen Gefühl, fertig von der Reise, erschlagen von den ganzen neuen Eindrücken und Informationen, der Hitze, etwas verloren in dieser riesigen, unübersichtlichen und gefährlichen Stadt; der Kulturschock hatte uns schon ein bisschen getroffen. Da waren wir ganz froh um die Gesellschaft von Martin, einem Österreicher der die vergangenen neun Monate in Puerto als Freiwilliger gelebt und uns ebenso viel zu erzählen hatte.

Besonders gewöhnungsbedürftig war am Anfang das ständige Hinterhergepfeife und –gezische, teilweise Katzenlauten ähnlich, begleitet von „Adiós“, „gringa“ (Nordamerikanerin), „chelita“ (Weiße) und „bonita“ (Schöne) –Rufen. Der Machismos ist nicht zu überhören und zu übersehen, die Rollenverteilung ist in der Mehrheit der Fälle eindeutig: Frau kocht, putzt, wäscht und passt auf die Kinder auf, der Mann geht arbeiten (wenn er welche hat).
Anstrengend war zudem anfangs das ständige Angestarrtwerden aufgrund der anderen Hautfarbe. Als Weißer fällt man hier einfach auf, daran muss man sich gewöhnen; auch daran, dass man immer wieder um Geld angebettelt wird.

Sprachkurs in Estelí
Zwei Tage nach unserer Ankunft in Managua fuhren wir ins 150 km entfernt gelegene Estelí, wo wir einen Monat verbringen sollten, mit Spanisch verbessern bzw. lernen, eingewöhnen und den Westen Nicaraguas kennen lernen.
In Estelí habe ich mich von Anfang an wohl gefühlt; in der Sprachschule „Los Pipitos“ genauso wie in unseren Gastfamilien wurden wir sehr herzlich empfangen. Die Wochentage verbrachten wir nun morgens mit Spanisch pauken, die Nachmittage nutzen wir Schüler aus USA und Deutschland zum Kaffee oder „fresco“ (selbstgemachte Fruchtsäfte) trinken, reden, Stadt erkunden, planen, chillen,.. An den Wochenenden haben wir Ausflüge gemacht, zu zwei Naturreservaten, Miraflor und Tisey, sowie nach Condega und Granada. Dabei hat mich vieles beeindruckt: die Landschaft und Natur des Landes mit Vulkanen, Kaffeepflanzen, Bananenstauden und wunderbar blühenden Pflanzen; die Menschen, immer freundlich und aufgeschlossen, bereit auf Fragen zu antworten und Katharina und Gene, ein deutsch-polnisches Ehepaar, die wir auf ihrer Finca in Miraflor besucht haben und die uns die nicaraguanische Kultur, Geschichte und Eigenheiten nähergebracht haben. In Condega haben wir ein abgeschossenes Flugzeug aus den 80ern angeschaut, in Granada die wunderbaren Häuser im Kolonialstil, wo es uns vom Ambiente aber ansonsten nicht so gefallen hat; zu touristisch. Zudem haben wir während unserer Zeit in Estelí einige Freundschaften geschlossen, mit Nicas, Amis und Kanadierinnen, mit denen wir u.a. das Nachtleben erkundet haben, Toña getrunken und getanzt haben.

Felix und die Costa
Anfang Oktober ging’s dann endlich in Richtung Costa Atlántica, mit 5-tägigem Zwischenstopp in Managua, wo wir ein paar Sachen erledigen mussten und sehr lustige Tage bei Jakob und Christoph verbrachten, unserer zweiten „Familie“. Wir kannten die beiden schon von einem Seminar in Deutschland und hatten die beiden dann in Granada wiedergetroffen und uns super verstanden. Bei diesem Aufenthalt stellten wir außerdem fest: Managua ist doch nicht so schlimm, wie wir es in Erinnerung hatten.
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Als wir den Flieger nach Puerto Cabezas bestiegen, waren wir dann ziemlich aufgeregt: was würde uns dort erwarten, nachdem der Hurrikan Felix am 4. September eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte? Viele Menschen waren ums Leben gekommen, Häuser beschädigt bzw. zerstört, Tausende Bäume entwurzelt, Ernten vernichtet, wie ich in Estelí im Fernsehen verfolgt hatte und wie ich beim Landeanflug selbst sehen konnte. Wobei zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Lage in Puerto direkt relativ beruhigt, die Comunidades waren und sind immer noch das Problem. Hier wurde die Lebensgrundlage der Menschen, die Ernten, zerstört, Selbstversorgung ist für die nächsten Monate nicht möglich, sie sind auf Hilfsgüter angewiesen.

Empfangen wurden wir in unserer neuen „Heimat“ von Verantwortlichen der Iglesia Morava, darunter Exdel, der für die Freiwilligen zuständig ist und mit dem ich jetzt ständig zusammen arbeite. Anschließend bezogen wir „unser“ Haus, zu dem Zeitpunkt ziemlich verdreckt und ohne Strom, Folge von Felix. Für uns bedeutete das, erst mal putzen, putzen, putzen,...dabei bekamen wir Unterstützung von Jugendlichen von AJECIM, der Jugendorganisation der Iglesia Morava, was uns das wohl fühlen einfach machte.
„Unser“ Haus ist Teil des Areals von ADSIM, dem Sozialwerk der Kirche; die eine Hälfte ist Klinik, die andere unser derzeitiges Zuhause. Wie schon angesprochen hatten wir anfangs keinen Strom, da eine Stromleitung fehlte, die beim Hurrikan zu Schaden gekommen war. Als wir in Puerto ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass die fehlende Leitung in 2-3 Tagen kommen solle. Doch Nicaragua ist halt nicht Deutschland… erst nach drei Wochen haben wir den heiß ersehnten Strom bekommen. Klar kann man auch ohne elektrische Energie leben, aber mit ist doch eine Erleichterung, das können wir eindeutig feststellen, gerade was Licht und Kühlschrank betrifft. Hier wird es nämlich schon gegen halb sechs Uhr dunkel.

Leben in einem Entwicklungsland
Ansonsten, wie sind die Lebensbedingungen hier? Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas, die Arbeitslosenquote ist sehr hoch, wie hoch kann keiner genau sagen (nach mündlicher Überlieferung liegt sie hier in Bilwi bei ca. 60 - 70 %); 2005 lebten fast 80% der nicaraguanischen Bevölkerung von unter 2 USD pro Tag laut Auswärtiges Amt. Hier an der Atlantikküste ist der Lebensstandard noch mal niedriger als an der Pazifikküste Nicaraguas, d.h. es gibt kein fließendes Wasser und der Strom fällt noch öfter aus als im Westen des Landes. Für Moritz und mich bedeutet das, Wasser aus dem Brunnen holen (wenn’s nicht gerade geregnet hat, dann fangen wir Regenwasser auf) für die Toilette, Geschirr spülen, putzen, Kleider waschen, duschen. Der Strom fällt teilweise mehrmals pro Tag aus, mal nur kurz, mal für mehrere Stunden. Arbeiten am Computer stehen dann still, da heißt es warten. Woran man noch sieht, dass Nicaragua ein Entwicklungsland ist? An den großen Familien mit vielen Kindern, die teilweise auf engstem Raume zusammen wohnen, dem Müll, der überall herumliegt und statt adäquat entsorgt wie in Deutschland vor der Haustür verbrannt wird, den extrem viele streunenden Hunden. Problematisch ist außerdem die ärztliche Versorgung, denn gut ausgebildete Ärzte sind Mangelware.

Die Iglesia Morava und meine Arbeit
In meiner Freiwilligenzeit arbeite ich für die Iglesia Morava (Mährische Kirche), die ihren eigentlichen Ursprung in Deutschland hat. 1849 kamen die ersten Missionare aus Herrenhut an die Costa Atlántica und gründeten die erste Mährische Kirche in Bluefields, viele weitere folgten. Mittlerweile gibt es so gut wie keine Comunidad ohne Iglesia Morava, allein in Puerto gibt es 14.
Bis zum 15. Januar sollen alle Kräfte der Kirche gebündelt werden, um die Probleme, die im Zusammenhang mit dem Hurrikan Felix aufgetreten sind, zu lösen. Das gilt auch für uns Freiwillige, deswegen liegen Teile der eigentlichen Freiwilligenarbeit zur Zeit noch auf Eis, wie z.B. der Englischunterricht. Das ist schade, denn überarbeiten tue ich mich nicht und die Nachfrage besteht.
Bis Januar arbeite ich nun für die Jugendorganisation der Kirche AJECIM (= Asosiación Juvenil Esfuerzo Christiano de la Iglesia Morava), anschließend werden wir die Aufgaben neu definieren und verteilen.
Die ersten zwei Wochen habe ich an einem „Censo“, einer Volkszählung, die nach dem Hurrikan in den Comunidades durchgeführt wurde, gearbeitet. Dazu habe ich eine Statistik über die Bevölkerungszahl- und Zusammensetzung jeder Comunidad erstellt. Ansonsten habe ich Aufgaben übernommen wie Kostenvoranschläge erarbeiten, was abtippen oder ich habe an Versammlungen teilgenommen. Einen Tag bin ich mit in die Comunidades gefahren, um Essen zu verteilen. Diese Reise war ziemlich anstrengend, aufgrund der schlechten Straßen (wir saßen hinten auf dem Transporter drauf) und der Dauer; von morgens bis abends um 10 Uhr. Trotz alle dem war die Reise sehr interessant, aber auch traurig anzusehen, was eine Naturkatastrophe anrichten kann. In der Comunidad Sisin gab es kaum ein Haus mit Dach und man hatte das Gefühl, alle Bäume sind weg; bei einer zweiten Begegnung erzählte eine Frau, sie äßen fast nur noch Reis, was anderes gäbe es nicht. Andererseits war es so auch ein schönes Gefühl; zu wissen, den Menschen helfen zu können, sei es in Form von Lebensmitteln, oder allein durch deine Präsenz; denn viele Ortschaften hatten bis dahin noch gar keine bzw. nur ein Mal eine minimale durch die Regierung erfahren.
Seit November bin ich hauptsächlich dabei mit Exdel, dem Coordinador Pastoral de la Juventud, die Internationale Konferenz ID (=Identidad), die vom 29.12.2007-10.01.2007 in Puerto Cabezas stattfinden wird, vorzubereiten. In Kooperation mit christlichen Jugendorganisationen aus Indien, Schweden und dem Congo wird diese Konferenz nun schon zum 3. Mal durchgeführt, diesmal in Nicaragua; teilnehmen werden je drei Jugendliche pro Land. Die Konferenz soll Raum bieten, um über verschiedene soziale Themen zu diskutieren, sich auszutauschen, die christliche Identität der nicaraguanischen Moravos kennen zu lernen sowie das christliche und soziale Engagement der Jugendlichen zu stärken. Konkret habe ich dafür z.B. das Programm mit aktualisiert und auf Französisch übersetzt. Mitte November war ich zudem mit einer Gruppe Jugendlicher von CLAI (=Consejo Latinoamericano de las Iglesias) aus Managua in zwei verschiedenen Comunidades, um Aktivitäten zum Thema „Cultura de Paz“ durchführen. D.h. wir haben gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein großes Leinentuch bemalt und mit Fingerabdrücken verziert, zusammen gesungen, einen Bibeltext gelesen und eine kurze Andacht gehalten, verschiedene Leute haben Lieder vorgetragen, außerdem haben wir warme Milch und „picos“ (süße Teilchen“) verteilt. Besonders lustig bei diesem Anlass war mal wieder mein Name. Mein Spitzname Swanny, den ich hier benutze (Swantje ist einfach nicht auszusprechen), bedeutet mit langgezogenem „a“ auf miskito soviel wie „sauer“, was jedes Mal zu vielen Lachern v.a. bei den Kindern führt.
Dieses Wochenende war insgesamt eine sehr schöne Erfahrung! Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war die Erwartungshaltung der Leute in Awastingni, einer sehr armen Comunidad. Klar haben sich die Menschen über unser Kommen gefreut, es aber auch als selbstverständlich angesehen, dass wir dorthin kommen und ihnen was geben. Insgesamt haben die Leute hier schon diese „Hand-aufhalten-Mentalität“ und zeigen zu wenig Eigeninitiative; das hat man gerade auch im Hinblick auf die Aufräumarbeiten nach dem Hurrikan gemerkt, die auf dem Land ziemlich schleppend vorangehen.
Im Allgemeinen darf man den Begriff Arbeit hier nicht so verstehen wie in Deutschland. Viel Arbeit besteht darin Versammlungen abzuhalten, bei denen zwar viel geredet wird, aber kaum produktives rauskommt. Konkrete Abmachungen und Planungen sind Mangelware, Organisation ist hier gleich Improvisation, was zum Scheitern eigentlich guter Projekte und Ideen führt.

Eine neue Aufgabe, die Moritz und ich im Januar beginnen werden, ist u.a. Englischunterricht im Gefängnis geben. Dazu hatten wir schon zwei Vorbereitungstreffen, eines mit den weiblichen Insassen selbst. Diese Arbeit wird nicht einfach werden, ist aber auf jeden Fall sehr sinnvoll und ich freue mich drauf. Auch deswegen, weil wir dann endlich ein festes Projekt haben, in dem wir kontinuierlich arbeiten. Das ist bisher nicht der Fall und hat schon bei unsern Vorgängerinnen für Unmut gesorgt; ein Problem ist, dass die Freiwilligenarbeit für die Kirche nicht genau definiert ist und zudem nicht ausreichend ist. Eine Option wäre, mit anderen ortsansässigen Organisationen zusammen zu arbeiten, wie z.B. der Comisión Antidroga, aber dagegen stellt sich die Iglesia Morava. Unsere Vorgängerinnen haben in dieser Hinsicht schon angefangen, Aenderungen einzuleiten; Moritz und ich wollen nun diese Aufgabe weiterführen, d.h. den Friedensdienst zu öffnen und die Aufgaben genauer zu definieren, sodass jede/r nachfolgende Freiwillige/r hier von Anfang an sinnvoll arbeiten kann.

Culto, culto, culto,...
Was zu meiner Arbeit auch dazu gehört, ist zur Kirche zu gehen und an sonstigen Aktivitäten meines Arbeitgebers, der Iglesia Morava, teilzunehmen; das ist teilweise ziemlich anstrengend, dauern die Gottesdienste doch teilweise mehrere Stunden und sind dann noch hauptsächlich auf miskito gehalten, der indigenen Sprache, die von der Mehrheit hier gesprochen wird. Diese „cultos“ sind nicht vergleichbar mit den Gottesdiensten in Deutschland; das Augenmerk liegt nicht auf der Predigt, sondern auf dem vielen Singen und Beten.
Mein erster miterlebter “culto” (Gottesdienst) dauerte 3 ½ Stunden! In diesem „culto“ wurden Moritz und ich auch vorgestellt, besser gesagt wir mussten uns selber vorstellen, wozu auch gehört, irgendetwas zu präsentieren, was man kann. Hier heißt das meistens: singen. Gut, dass uns das vorher schon mitgeteilt wurde, so hatten wir zu Hause “Marmor, Stein und Eisen bricht” eingeübt, Moritz mit Gitarre, ich mit Gesang. Aber dann alleine vor knapp 200 Leute zu singen, ist doch noch mal was anderes (v.a. weil ich nicht wirklich singen kann). Ich war so froh, als in dem Moment der Strom ausgefallen war, so wurden wir nur von ein paar Kerzen beleuchtet. Aber das Lied kam gut an, vor allem das kleine Füllwörtchen “dam” hat den Leuten sehr gut gefallen, was auf miskito so viel wie „alt“ bedeutet.

Die Kirche ist in Nicaragua und an der Atlantikküste ganz besonders eine wichtige Instanz und ein Anlaufpunkt für die Menschen, die fast ohne Ausnahme religiös sind. Für meinen Geschmack hat die Kirche jedoch einen viel zu großen Einfluss auf das Leben jedes einzelnen Mitglieds, da sie die ganze Lebensweise vorgibt und dabei extrem konservativ ist; Moravos dürfen z.B. keinen Alkohol trinken, tanzen, rauchen, Sex vor der Ehe haben, wenn sie echte „cristianos“ sein wollen; Dinge die für uns in Deutschland ganz normal sind und die mir zeigen, wie liberal Europa doch ist. Frauen dürfen zudem nur mit Rock bzw. Kleid den Gottesdienst besuchen.
Diese konservative Haltung, die starke Abhängigkeit von der Kirche und die „Gott-wird’s-schon-richten“ - Mentalität führen meiner Meinung nach dazu, dass die Leute ihre Verantwortung sich und anderen gegenüber abgeben und wenig Eigeninitiative entwickeln.

Armut = viel Kriminalität
Ich habe schon so viel erlebt, beobachtet, erfahren, da fällt es nicht einfach, alles unterzubringen. Zwei Sachen möchte ich aber noch ansprechen, eine negative und eine positive.
Seit dem Hurrikan geht es vielen Menschen noch schlechter als vorher, was die Kriminalitätsrate hier in Puerto Cabezas noch mal gesteigert hat; das haben Moritz und ich schon am eigenen Leibe zu spüren bekommen; ein sehr unschönes Erlebnis. Eines Abends auf dem Nachhauseweg wurden wir von zwei Jugendlichen überfallen, sie hielten mir eine Machete an die Kehle und haben uns 100 Córdoba abgenommen, umgerechnet knapp 5,5 US$. Für uns nicht viel Geld, aber einen Schrecken eingejagt hat uns das schon und ärgerlich gemacht auf die Regierung, die nach knapp zwei Monaten nach Felix, die Straßenlaternen immer noch nicht hat reparieren lassen; und Dunkelheit lädt hier ein zum ausrauben.

„Mi casa es tu casa“.
Aber abgesehen von diesem schlechten Erlebnis kann ich von den Menschen hier nur Gutes erzählen. Überall, wo man hinkommt, wird man herzlich empfangen, es wird einem immer der beste Platz angeboten sowie Essen und Trinken, auch wenn die Leute selbst nicht viel haben. Diese Anfangsdistanziertheit wie in Deutschland gibt es nicht; man redet miteinander, lacht gemeinsam, auch wenn man sich nicht kennt. Zudem habe ich das Gefühl, dass das zwischenmenschliche Kommunizieren hier viel wichtiger ist; man nimmt sich Zeit und spricht miteinander. Und gerade das macht das Leben doch lebenswert, ohne jetzt übermäßig philosophisch zu klingen zu wollen: der Kontakt zu anderen Menschen.

Liebe Unterstützer, Verwandte, Freunde; alle die ihr mir diesen Aufenthalt hier in Nicaragua ermöglicht; ich möchte euch auf diesem Wege noch mal danken für eure Unterstützung. Ich bin unglaublich froh, all diese Erfahrungen, seien es gute oder schlechte, machen zu können und ich hoffe, ich kann meine Eindrücke und Erlebnisse einigermaßen deutlich machen und an euch weitergeben, sodass ihr an meinem Dienst teilhaben und eventuell auch von meinen Erfahrungen profitieren könnt.
Für Fragen eurerseits stehe ich natürlich immer zur Verfügung.

Viele Liebe Grüße,
Aisabe
Swantje

Mittwoch, 14. November 2007

Neue Fotos

Endlich gibts neue Fotos!!
Im Nachtrag von Estelí, Miraflor, dem Naturreservat, und Managua; sowie von Puerto Cabezas. Bisher habe ich leider nur wenige von Fotos von hier, Strand und Haus... es werden aber weitere folgen.

Muchos saludos de la Swanny

Sonntag, 28. Oktober 2007

Lebenszeichen..

..sende ich mal wieder aus, und zwar in Form eines kleinen Berichtes, den ich letzte Woche Freitag vollendet habe...Fotos folgen dann..(nach Nicaraguanischer Zeit *gg*)

Freitag, 26/10/2007

Schon lange habe ich mich nicht mehr ausfuehrlich gemeldet… jetzt habe ich mal Zeit.

Seit 3 Wochen bin ich nun in Puerto Cabezas, meiner neuen Heimat fuer 11 Monate und ich fuehle mich hier schon sehr wohl! Puerto Cabezas ist wie ein grosses Dorf, in dem man sich noch auf der Strasse gruesst, egal ob man sich kennt oder nicht.

Nachdem ich mich das letzte Mal aus Granada gemeldet habe, war ich noch eine Woche in Estelí, anschliessend haben Moritz und ich 5 tolle Tage bei 2 anderen deutschen Freiwilligen und Freunden in Managua verbracht, Jakob und Christoph. Haben dort ein paar Sachen gekauft, den Reisepass bei der Botschaft abgeholt, uns richtig beim Arzt durchchecken lassen (ich hatte naemlich eine Woche ziemliche Magenschmerzen) und die gemeinsame Zeit genossen. Vor drei Wochen, an einem Mittwoch sind wir dann nach Puerto geflogen. Schon beim Landeanflug konnte man die Auswirkungen des Hurrikan Felix betrachten; umgestuerzte Baeume, beschaedigte (ohne Dach) und zerstoerte Haeuser. In Puerto ansich sind es v.a. die umgefallenen Palmen und Baeume sowie kahle Flaechen, wo mal welche standen, die das Bild bestimmen. Die Haeuser wurden zum groesstenteil repariert.

Das Haus in dem Moritz und ich wohnen, liegt ein bisschen abseits; in einem Teil befindet sich eine Klinik der Iglesia Morava, wir bewohnen die andere Haelfte mit einem Wohnraum/Kueche inkl Schaukelstuehlen (ganz wichtig hier), 2 Schlafzimmern und Bad.

Als wir dort ankamen, war alles ziemlich dreckig (das Haus wurde 5 Wochen nicht bewohnt), sodass wir die ersten Tage erstmal mit putzen verbracht haben. Dabei haben wir gleich Unterstuetzung bekommen, von Norma, der Vizepraesidentin der Junta Nacional von AJECIM, Exdel, dem Koordinator der Jugend und sozusagen meinem Chef, und Laura, einer Verwandeten von Norma, die fuer uns gekocht hat. Zudem sind in den ersten Tagen viele verschiedene Leute vorbei gekommen, um uns zu begruessen und sich vorzustellen. So habe ich mich hier gleich ziemlich wohl gefuehlt!

Ein Problem war jedoch, dass wir anfangs keinen Strom im Haus hatten, da eine Stromleitung fehlte, die beim Hurrikan zu Schaden gekommen war. Als wir in Puerto ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass die fehlende Leitung in 2-3 Tagen kommen solle. Doch Nicaragua ist halt nicht Deutschland… erst seit diesem Samstag haben wir endlich Strom und das ist auch gut so. Klar kann man ohne elektrische Energie leben, aber mit ist doch eine Erleichterung, das koennen wir eindeutig feststellen, gerade was Licht und Kuehlschrank betrifft. Hier wird es naemlich schon gegen halb sechs Uhr dunkel und nur mit Kerzenlicht kann man dann nicht mehr viel machen.

Ansonsten: wie sind die Lebensbedingungen hier? Wie sieht mein Alltag aus?

Der Lebensstandard ist sehr niedrig; niedriger als an der Westkueste Nicaraguas, d.h. es gibt kein fliessendes Wasser und der Strom faellt noch oefter aus als am Pazifik. Fuer Moritz und mich heisst das, Wasser aus dem Brunnen holen (wenns nicht gerade geregnet hat, dann fangen wir Regenwasser auf) fuer die Toilette, Geschirr spuelen, putzen, waschen… wobei duschen tun wir uns nicht wie die Nicas mit ner Schuessel Wasser, nein, wir gehen zur Wasserstation nicht weit von unserem Haus, da steht ein kleines Haeuschen mit Wasserhahn an der Decke, ziemlich praktisch. Nur wenns nicht geregnet hat, funktionierts leider nicht, da das Wasser gesammeltes Regenwasser ist.
Stromausfaelle gibt es hier teilweise mehrmals pro Tag, mal nur kurz, mal bis zu mehreren Stunden. d.h. dann am PC arbeiten ist nicht mehr oder die geschriebene E-mail war umsonst (also immer schoen abspeichern).

Nach jetzt knapp 3 Wochen hat sich schon ein bisschen ein Alltag fuer mich herausgebildet. Von 8-12 Uhr und 2-5 Uhr arbeite ich im Buero von AJECIM (dazu gleich mehr), in der Mittagspause gehe ich meistens Heim was essen oder ab und zu ins Internetcafé. Abends nach der Arbeit mache ich Besorgungen, koche zusammen mit Moritz, treffen Leute oder bekommen Besuch.

Meine Arbeit bestand in den letzten beiden Wochen darin, eine Statistik zu erstellen ueber die Bevoelkerungszahl und –zusammensetzung aus den Daten, die nach dem Hurrikan aufgenommen wurden. Abgesehen davon mache noch kleine Sachen, wie was abtippen, an Versammlungen teilnehmen oder Kostenvoranschlaege erarbeiten fuer Unternehmungen.
Einen Tag bin ich schon mit in drei Comunidades gefahren, zum Essen verteilen, denn bis zum 15. Januar werde ich en la emergencia mitarbeiten. Die Fahrt war ziemlich anstrengend, denn lang und hinten auf einem Transporter, bei dem man aufgrund der schlechten Strassen teilweise Angst hatte, dass die Holzbretter krachen. Trotz der Strapazen war die Reise sehr interessant, aber auch traurig anzusehen, was eine Naturkatastrophe anrichten kann. Das Dorf Sisin durch das wir gefahren sind, war total zerstoert, tausende umgefallene Baeume… in eine comunidad konnten wir gar nicht erst reinfahren, weil die Strasse so schlecht war. Aber andererseits war es auch ein schoenes Gefuehl mitanzusehen, wie sich die Leute ueber deine Praesenz und deine Hilfe in Form von Lebensmitteln gefreut haben, denn viele Ortschaften hatten bis dahin noch gar keine Hilfe bzw nur ein Mal von der Regierung bekommen (und da nur minimal, hat mir ein Mann erzaehlt). Das Problem ist, dass die ganzen Ernten, die einzige Lebensgrundlage der Menschen, zerstoert wurden. Es wird 3-4 Monate dauern, bis sich die Leute dort wieder selbst versorgen koennen.

Was zu meiner Arbeit hier auch dazu gehoert, ist zur Kirche zu gehen und an sonstigen Aktivitaeten meines Abeitgebers, der Iglesia Morava, teilzunehmen, was teilweise ziemlich anstrengend ist. Meinen ersten “culto” (Gottesdienst), den ich hier miterlebt habe, war am Samstag in der Woche in der ich angekommen bin. Der Gottesdienst ging 3 ½ Stunden! mit viel Singen, Predigten…und dann noch auf miskito, der Sprache, die von der Mehrheit der Leute hier gesprochen wird. In diesem culto wurden Moritz und ich auch vorgestellt, besser gesagt wir mussten uns selber vorstellen, wozu auch gehoehrt, irgendetwas zu praesentieren, was man kann. Hier heisst das meistens: singen. Gut, dass uns das vorher schon mitgeteilt wurde, so hatten wir zu Hause “Marmor, Stein und Eisen bricht” eingeuebt, Moritz mit Gitarre, ich mit Gesang. Aber dann alleine vor knapp 200 Leute zu singen, ist dann doch noch mal was anderes (v.a. weil ich nicht wirklich singen kann). Ich war so froh, als in dem Moment der Strom ausgefallen war, so wurden wir nur von ein paar Kerzen beleuchtet. Aber das Lied kam gut an, vor allem das kleine Fuellwoertchen “dam” hat den Leuten sehr gut gefallen und es wurde nach seiner Bedeutung gefragt. Am folgenden Tag mussten wir uns erneut vorgestellen, diesmal im Gottesdienst der Iglesia Miskita Central vor knapp 400 Leuten aber ohne Gesang. Puhh!! Anschliessend sind wir zum Essen eingeladen worden, bei Norma, am Nachmittag fand wieder ein Treffen/culto von Jugendlichen statt, das diesmal “nur” 2 Stunden dauerte.

Die Kirche hat eine ziemlich wichtige Rolle, wie ihr seht, und die Religioesitaet der Menschen hier ist ziemlich extrem, fuer meinen Geschmack zu extrem. Die Kirche gibt teilweise die ganze Lebensweise vor. Moravos duerfen z.B. nicht trinken, tanzen, rauchen... was fuer uns in Deutschland ganz normal ist. Dieses Thema hat Moritz und mich natuerlich sehr beschaeftigt, sodass wir bisher jedem Jugendlichen und Mitglied von AJECIM diesbezueglich auf den Zahn gefuehlt haben. Viele halten sich strickt an die Regeln, es gibt aber auch genug, die das trotzdem machen. Man muss halt ein bisschen aufpassen und nicht uebertreiben, denn wenn man oeffentlich gesichtet werden wuerde, wuesste es gleich die ganze Gemeinde und Stadt, und das wuerde ein schlechtes Bild auf die Iglesia Morava werfen. Naja, wir werden sehen..

Und a propos Arbeit: diesen Begriff darf man nicht so verstehen, wie in Deutschland, dass ist uns gleich klargeworden. Viel Arbeit besteht hier darin Versammlungen abzuhalten, bei denen kaum produktives rauskommt. Es wird viel geredet, aber konkrete Abmachungen und Planungen sind Mangelware. Das ist meiner Meinung nach ein echtes Problem, denn so scheitert vieles an mangelnder Organisation oder fruehzeitiger Planung. Ein Beispiel: Vor 2 Wochen am Dienstag sollten 2 Brigaden von Jugendlichen in die Comunidades starten, um bei Aufraeumarbeiten nach dem Hurrikan zu helfen. Am Montag!! haben wir dafuer einen Kostenvoranschlag fuer die noetige Verpflegung der Jugendlichen aufgestellt., die aber noch von “oben” abgesegnet werden musste und am gleichen Tag haetten die Lebensmittel noch eingekauft werden muessen. Geklappt hat das dann natuerlich nicht, die Reisen wurden zunaechst um ein paar Tage verschoben, konnten dann aber leider aufgrund fehlender finanzieller Mittel gar nicht durchgefuehrt werden.

Ja was hab ich sonst noch so gemacht...

…ich war im Meer baden am Strand von Puerto mit ziemlich warmen Wasser und Palmen… herrlich!!

…habe viele nette Leute kennengelernt, z.B. die Pfarrersfamilie von der einzigen spanischsprachigen Iglesia Morava “Esperanza”, deren Gottesdienst Moritz und ich die letzten beiden Sonntage besucht haben (eher Bibelstunde, sehr nett). Beide Male waren wir anschliessend zum Mittagessen eingeladen. Letzten Sonntag waren wir dann Nachmittags noch im Jugend”gottesdienst”/”treff” der gleichen Gemeinde, bei dem wir ab sofort ein bisschen mitarbeiten werden.

…und ansonsten geht ziemlich viel Zeit fuer die Alltaeglichkeiten des Lebens, wie kochen, waschen (per Hand), das Haus in Ordnung halten, einkaufen,…drauf.

Diese Woche von Sonntag bis Donnerstag haben wir zudem spontanen Besuch von unserer “Familie” aus Managua, Jakob und Christoph, bekommen; sie sind mit ihrer Kirche (Iglesia Luterana) und einer Aerztedelegation aus den USA gekommen. Wir waren zusammen am Strand, Haare schneiden ;-) und das 1. Mal hier am Abend aus, was ziemlich lustig war! Zudem haben uns die beiden eine super praktische Regenrinne ans Dach gebaut, sodass wir das Regenwasser besser auffangen koennen, was uns einiges wassertragen erspart.

Zum Schluss noch was zur Sprache und Verstaendigung: Wie ihr wisst, wird hier neben Spanisch noch Miskito gesprochen, eine indigene Sprache, die fuer uns ohne Verbindung zu irgendeiner schon bekannten steht, abgesehen davon, dass einige Woerter aus dem Spanischen und Englischen uebernommen wurden. Das Miskito gehoert hier zur Kultur dazu und wird ueberall gesprochen, die “cultos” und “encuentros” von der Kirche sind teilweise komplett auf Miskito; was folglich zu abschalten meinerseits fuehrt, weil man einfach nichts versteht. Doch ich bin schon dabei, das zu aendern; mit Exdel habe ich angefangen zu lernen, er deutsch, ich miskito..und ich hoffe mal, dass wir das durchziehen, vor hab ichs auf jeden Fall.

So, das wars dann mal wieder. Wenn ihr Fragen habt oder was bestimmtes wissen wollt, meldet euch bei mir.

Aisabe

Swanny (hier koennen die Leute Swanny aussprechen, so viel zum Unterschied zwischen der Pazifik- und Atlantikkueste, wozu ich mal noch was schreiben muss…)

Dienstag, 9. Oktober 2007

Puerto Cabezas

liebe Leute,

sorry, dass ich mich sooo lange nicht gemeldet habe. Ich bin jetzt seit letzter woche mittwoch in Puerto Cabezas und mir gefaellts hier richtig. Ein Problem ist nur, dass wir noch keinen Strom im Haus haben, deshalb konnte ich mich noch nicht in Ruhe hinhocken, um was zu schreiben. demnaechst (Nicaragua-muss man relativ betrachten), wenn wir strom haben, werde ich mich dann ganz ausfuehrlich bei euch melden..denn im moment bin ich nur kurz wegen der arbeit hier im Internetcafe.

liebe gruesse
swanny

Sonntag, 23. September 2007

Die letzten Wochen(enden)

Jetzt bin ich schon einen Monat unterwegs, und ich wuerde sagen, dass ich mich schon sehr gut eingelebt habe. Richtiges Heimweh ist bei mir nicht aufgetreten (das heisst jetzt nicht, dass ich nicht an euch denke), aber dazu prasseln viel zu viele neue Eindruecke auf mich ein. Das Staedtchen Esteli ist mir schon richtig ans Herz gewachsen und ich bin gespannt, wie es in Puerto werden wird.
Die letzten 2, 3 Wochen habe ich weiterhin unter der Woche Sprachkurs gehabt, nachmittags hatte ich auch immer was zu tun. Sei es einen Bericht ueber den Hurrikan schreiben oder die Planung fuers Wochenende in Angriff nehmen. Vor 3 Wochen war ich im Naturreservat Tisey, ganz in der Naehe von Esteli. Vom Berg hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung, d.h. Berge, Vulkane, Natur pur. Zudem haben wir dort eine Kaeserei und einen verrueckten Alten besucht, der schon seit 31 Jahren Bilder in den Stein haut. Am folgenden Tag sind wir dann zu dem bekannten Wasserfall dort gelaufen, wobei wir 2 nette Nicas kennengelernt haben, mit denen wir abends mal ausgegangen sind. War ziemlich lustig!
Am darauffolgenden Wochenende waren wir im anderen Naturresevat, Miraflor, wo wir bei einem deutsch-polnischen Paar uebernachtet haben. Die 2 Tage dort waren super schoen, mit Wanderungen in den Bergen, netten Unterhaltungen, wobei wir ziemlich viel ueber die Kultur und die Geschichte Nicaraguas sowie den Kaffeeanbau gelernt haben.
Letzte Woche sind wir dann mal in Esteli geblieben. Wir haben nur einen kurzen Abstecher nach Condega, einem kleinen Ort weiter noerdlich, gemacht, da sich Moritz dort eine Gitarre kaufen wollte. Diese werden dort noch per Handarbeit hergestellt und sollen die besten ganz Nicaraguas sein. Leider dauert die Anfertigung 8-10 Tage, sodass Moritz keine Zeit mehr gehabt haette, sie abzuholen. Besichtigt haben wir dort dann noch ein abgestuerztes Flugzeug der Contras aus den 80er Jahren. Die Abende habe wir dazu genutzt, das Nachtleben zu erkunden, wobei wir 2 richtig nette Amis und 2 Kanadierinnen kennen gelernt haben. Und was das Ausgehen betrifft: die nicaraguanische Musik (v.a.Reggaeton) muss ich mir noch in Fleisch und Blut uebergehen lassen, was anderes hoert man hier naemlich nicht (v .a. nicht an der Costa) und Salsa und Merengue,.. tanzen zu lernen waer auch nicht schlecht.

Im Moment sitzte ich nun im Hostel Oasis in Granada (8:30, bin grad aufgestanden) wo Moritz und ich kurzentschlossen am Freitag nach der Schule hingefahren sind. Granada ist eine sehr schoene Stadt mit vielen Haeusern aus der Kolonialzeit, dafuer aber auch sehr touristisch. So viele cheles auf einem Haufen habe ich die letzten Wochen zusammen nicht gesehen. Ansonsten ist es hier richtig heiss im Gegensatz zu Esteli. Da ist es sehr angenehm, Haengematten und Pool im Hostel zu haben, ein richtiger Luxus, den wir gar nicht mehr gewoehnt sind.
Gestern haben wir noch ein paar andere deutsche Freiwillige getroffen, die wir schon vom Nicanetz-Seminar in Deutschland kannten. War nett, haben uns ausgetauscht und ganz viele Handynummern (von anderen Freiwilligen) ausgetauscht. Gleich fahren wir mit dem Bus nach Masaya und hoffen, dort auf dem Markt eine Gitarre zu finden.

Naechste Woche Donnerstag werden wir dann den Sprachkurs in Esteli beenden, nach Managua fahren und von dort weiter an die Atlantikkueste, wo wir dann mit unserer Arbeit beginnen werden. A propos Arbeit: ich habe hier schon Trompetenunterricht gegeben. Alles was man hier erzaehlt, wird sofort weitergegeben, so auch dass ich Trompete spielen kann. Ein Bekannter von meinem Gastbruder kam dann mal vorbei, mit Trompete. Er konnte schon einigermassen spielen, nur die Griffe der Toene wusste er nicht; die habe ich im dann erklaert und noch Alle meine Entchen beigebracht ;-).

So, das wars mal, ich meld mich wieder
Eswanni
(mein neuer Name hier, nur Swanny koennen die Nicas nicht aussprechen, und Swantje erst recht nicht :-) )

Donnerstag, 20. September 2007

chiquita bonita...

Als chele oder chela fällt man hier auf, daran muss man sich gewöhnen. Kein Weg, v.a. wenn ich als Frau alleine unterwegs bin, ohne Zurufe wie bonita, guapa, chelita... oder Katzenlauten ähnliches hinterherge“pfeife“ tz tz tz.

die Panamericana

Die Straße schlechthin, hab ich immer gedacht; reicht sie doch von Alaska bis Feuerland. Und jetzt wohn ich nur eine Parallelstraße von ihr entfernt, kann einfach drüberspazieren, wie einige Pferde, und Kühe, die sich verirrt haben. Hinzu kommt jetzt in der Regenzeit
viel angeschwemmter Matsch.

die Tütennation

Egal was man kauft, hier bekommt man alles in Tüten, z.B. die super leckeren refrescos. Das sind selbstgemachte Fruchtsäfte aus frischgepressten Früchten mit Wasser, Zucker und Eiswürfeln. (ein passendes Bild dazu gibts im Webalbum)

Fotos

so, ich habs endlich geschafft, mal ein par Fotos hochzuladen. Ihr muesst einfach auf den Link rechts Picasa Webalbum.

Donnerstag, 6. September 2007

mir gehts gut!!

Ihr habt bestimmt mitbekommen, dass der hurricane Felix in Puerto Cabezas ziemlich schlimm gewuetet hat. Es wurde dort viel zerstoert, Haeuser abgedeckt und im Moment ist die Versorgung mit Trinkwasser ziemlich schlecht. Esteli hat es nicht getroffen, hier hat es nur ziemlich stark geregnet. Mir geht es also gut, einige haben ja gefragt.
Gestern habe ich mit Exdel, dem Freiwilligenbeauftragten der Iglesia Morava gesprochen, und er meinte, wir koennen kommen. Im Moment beginnen die Menschen dort, die Stadt und ihre Haeuser wieder aufzubauen. Nach dem Sprachkurs werden wir aber zunaechst einige Tage in Managua bleiben, um die dortige Gemeinde kennenzulernen. Bis dahin hat sich die Lage in Puerto dann hoffentlich etwas beruhigt.
Ansonsten werde ich dann sehen, wie es weitergeht. Eine helfende Hand wird auf jeden Fall immer gebraucht.

Liebe Gruesse
Swanny

Freitag, 31. August 2007

was ich so mache

Wie schnell sich doch alles aendern kann!! In Managua habe ich mich nicht sehr wohl gefuehlt, mir war die ganze Zeit etwas mulmig zumute. Klar man ist neu in einem fremden Land, uebermuedet von der Anreise und man was nicht genau, was einen so alles erwarten wird.
Doch hier in Esteli ist es wirklich super!! Meine Gastfamilie ist total nett. Ich hab jetzt auch druchgeblickt, wer da alles wohnt: Yolanda (meine Gastmutter) und ihr Mann Raul, die Tante, ein Sohn, eine Tochter mit 2 Kindern sowie eine weitere Tochter mit Mann und Zwillingen. Die Lebensbedingungen sind dem Land entsprechend nicht so gut, oft faellt der Strom aus oder es gibt kein fliessend Wasser; wobei in meiner Familie gehts eigentlich.
Morgens um 8 Uhr gehe ich fuer 4 Stunden in die Sprachschule. Die Lehrerinnen sind alle total nett. Heute waren wir waehrend dem Unterricht auf einem Markt, um die Namen von Fruechten und Gemuese zu lernen. Auf die Sprachschule gehen neben mir noch Moritz, Josephine, die ich schon von einem Seminar in Deutschland kannte, sowie eine weitere Deutsche und 2 Amis. Nachmittags treffen wir uns meistens und machen unsere Aufgaben oder chillen einfach (was uebrigens eine sehr beliebte Beschaeftigung hier ist). Morgen machen wir einen Ausflug zu einem Naturreservat in der Gegend, das sehr schoen sein soll.
Mit meinem Spanisch komme ich uebrigens sehr gut vorran. Worans halt happert sind die Vokabeln..
So, das zu meinen Beschaeftigungen hier. Bald gibts mehr ueber das Leben hier und was mir so aufgefallen ist.. und dann auch ein paar Fotos, wenns denn klappt.

Hasta la próxima
Swanny

Dienstag, 28. August 2007

Endlich da!

Hola,

seit 2 Tagen bin ich nun in Nicaragua. Am Sonntag Nachmittag sind wir nach 10 Stunden Fahrt und langer Warterei an der Grenze endlich, und ohne Zwischenfaelle, d.h. ohne ausgeraubt zu werden, in Managua angekommen. Dort haben uns Lisa und Johanna, unsere Vorgaengerinnen abgeholt und zu einer Hospedaje gebracht. Die gemeinsame Zeit haben wir dazu genutzt uns auszutausche, was auf jdenFall sehr wichtig war. Am naechsten Tag waren wir dann auf dem beruechtigten, weil gefaehrlichen Orientalischen Markt und in der Deutschen Botschaft, dann sind Lisa und Johanna auch schon in Richtung Heimat geflogen. Gott sei dank konnten wir uns dann noch mit Martin, einem Oesterreicher der 8 Monate in Puerto Cabezas gelebt hat, treffen, denn Managua ist eine ziemlich unuebersichtliche und gefaehrliche Stadt, und am Anfang auch ziemlich respekteinfloessend. Da war es uns doch lieber, nicht allein zu sein.
Heute sind wir dann mit dem Bus weiter nach Esteli gefahren. Esteli liegt ca 150 km noerdlich von Managua. Wir werden hier einen Sprachkurs machen. Wir wurden in der Sprachschuke Los Pipitos sehr herzlich empfangen und ich habe mich sofort sehr wohl gefuehlt (Managua ist da schon ein anderes Pflaster). Ich freue mich richtig auf die Zeit hier, denn meine Gastfamilie ist auch total nett. Ich wohne bei Jolanda und Raul, den Grosseltern der Familie. Ausserdem wohnen dort die Tochter mit ihrem 2 Jaehrigem Sohn und dem 17 taegigen Baby, sowie Zwillingsnichten und ein Sohn. Die Familie ist noch viel groesser.
Morgen werden wir eine Zigarrenfabrik besuchen.

Sodele, das wars erstmal
hasta luego
Swanny

Sonntag, 26. August 2007

kaum angekommen in san jose...

gehts auch schon weiter nach Managua.
Nachdem wir ca 40 stunden unterwegs waren, sind wir gestern heil und mit allem gepaeck in san jose, der hauptsradt costa ricas, gelandet. die nacht haben wir in einem backpackers hostel verbracht. Von hier aus starten wir gleich (bei uns ist gerade 6:16) mit dem Bus Richtung Managua, wo uns eine unserer Vorgaengerinnen abholt.
was mir hier als erstes aufgefallen ist: es liegt ganz viel muell auf den strassen. Aber ansonsten ist der erste eindruck positiv. die leute sind sehr freundlich.

dass ich jetzt wirklich fuer ein jahr weg sein werde, ist mir noch nicht ganz klar geworden. im moment kommt es mir eher noch vor wie urlaub. es wird aber auf jeden fall sehr aufregend werden.

aus san jose
swanny

Dienstag, 21. August 2007

Es kribbelt...

...und die Aufregung steigt, denn schon in 4 Tagen gehts los! Dann werde ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Moritz aus Rheinfelden nach San José, Costa Rica, fliegen, von wo aus wir uns in Richtung Managua, Nicaragua, mit dem Bus aufmachen werden. Wie schon erwähnt, werden wir zunächst einen Sprachkurs in Estelí machen, bevor wir unseren Dienst in Puerto Cabezas beginnen.
Dort werden wir für die "Iglesia Morava" (Herrenhuter Brüdergemeine) arbeiten, d.h. in der Jugendorganisation tätig sein, bei der Aids-Aufklärung mitwirken, Englischkurse geben und das Projekt einer Telenovela, das unsere Vorgängerinnen initiiert haben, weiterführen.
Ich bin total gespannt, was mich erwartet und hoffe erstmal, dass die weite Reise gut klappt. Am Samstag morgen um 7:15 Uhr geht der Flieger ab Frankfurt.

Donnerstag, 19. Juli 2007

In 5 Wochen gehts los...

...dann beginnt die große und abenteuerreiche Reise nach Nicaragua!! Am 25. August werde ich Deutschland für ein Jahr den Rücken kehren und nach einem 4-wöchigen Sprachkurs in Estelí meinen Friedensdienst in Puerto Cabezas/Bilwi, das an der Ostküste Nicaraguas liegt, beginnen. Ich bin gespannt und voller Vorfreude (in die sich natürlich auch ein bisschen Ungewissheit, was mich dort erwarten wird, mischt).
Das wars fürs erste,
liebe Grüße